Hallo zusammen,
bestärkt von den jüngsten Beiträgen hier will ich euch auch meinen kompakten E46 vorstellen.
Eines vorweg: Ich habe leider nicht viele Fotos…
Vorab aber kurz zu mir:
Ich bin Felix, Mitte 30, Ingenieur bei einem großen schwäbischen Fahrzeughersteller und seit vielen Jahren der Schrauberei bzw. dem "Tuning" verfallen.
Zusätzlich zu meinem Daily hat Ende 2018 ein Honda S2000 Einzug in meinen Fuhrpark gehalten und nachdem der Wagen seit der Saison 2022 fertig ist und nur noch gefahren bzw. gewartet werden muss, war das Verlangen und der Spieltrieb für was neues/anderes sehr groß.
BMWs kenne & schätze ich schon lange (hatte früher nacheinander zwei E61) und schon während des Studiums trieben mich Ideen eines E34 mit M50+Turbo oder auch eines E30 mit M62B35 um.
Diesen Idee schlummerten lange im Hinterkopf - haben dann 2022 mit deutlich erweitertem Wissen und Gelernten sowie in etwas anderer Gestalt wieder Fahrt aufgenommen. Klar war: BMW, 6 Zylinder, möglichst nur 2 Türen, taugliche Basis im Sinne von Gammel und Rost, GÜNSTIG.
Wie passt das zu einem 325ti?
Sagen wir mal so: Der Wagen, den ich Ende 2022 erstanden haben, hatte ein paar Blessuren und ging durch viele Hände:
- Ende 2001 gebaut, aber erst im 2. Halbjahr 2002 erstmals zugelassen,
- dementsprechend EU3 Motor ohne Sekundärluft und "nur" 5 Gang
- etwas unter 290 tkm auf der Uhr, 5 Vorbesitzer und durch einen Sturmschaden lädiert (Beulen im Dach und rechtem Kotflügel, Front- und Heckscheibe kaputt - vom Verkäufer aber noch neu Scheiben verbaut)
- Außen Topasblau, innen Teilleder in blau, dunkler Himmel und ordentlich ausgestattet (Xenon, Klimaautomatik, prof. Radio, max. Anzahl an Airbags, PDC, Multifunktionslenkrad, Schiebedach, Sportsitze)
- HU & AU neu
Im Dezember 2022 war es so weit und ich hab mein "hässliches Entlein" abgeholt.
Der Wagen Stand ein halbes Jahr in einer Tiefgarage, hatte nur 4 montierte Bolzen pro Rad, sprang aber auf Schlag an und lief vernünftig. Fix die 5. Radschrauben montiert, bisschen Sprit getankt und ab nach Hause. Auf dem Weg dann aber amtliche Vibrationen in der Lenkung ab 100 km/h - erster Stimmungsdämpfer... Vielleicht aber nur die Unwucht der billigen Aftermarket Alufelgen.
Dann Stand der Wagen erstmal mehr oder weniger bis zum März 2023 rum. Die Zeit nutze ich zum Pläne schmieden. Was und wie genau soll der Wagen mal werden? Was mach ich in welcher Reihenfolge?
Auf der Wunsch- & To-Do Liste stand einiges.
Meine Idealvorstellung war ein Low-Budget-Tracktool mit ordentlich Bums UND Straßenzulassung. Zu dem letzten Punkt veränderte sich die Einstellung über den bisherigen Projektverlauf...
Wie das mit dem "Bums" passieren sollte, war auch klar: Der M54 braucht ein Beatmungsgerät.
Der der M54 aber im Gegensatz zum M50/M52 deutlich fragiler ist, galt es mit gewisser Vorsicht an das Thema zu gehen. Turbo drauf, 1,5 bar Ladedruck drauf, bisschen Sprit und gut? Garantiert nicht
Den Motor massiv umzubauen bzw. zu verstärken, passt aber nicht zum Low-Budget Konzept.
Also fangen wir "klein" an: Wagen innen leerräumen, aufbocken, Räder runter, Motor und Getriebe ziehen, erstmal alles putzen und nebenbei auf Kleinanzeigen und co. möglichst günstig einkaufen.
Erstes Ziel: Den Motor auf Turbo umbauen, den Antriebstrang an den nötigen Stellen verstärken und erstmal das Konzept auf Tauglichkeit & Spaß prüfen.
Irgendwann waren dann die wichtigsten Bestandteile zusammen:
- Borg Warner S200SX (aka S256) mit 0,83er TwinScroll-Abgasgehäuse
- passender, bank-getrennter Low-Mount Gusskrümmer + modifizierter Motorhalter
- 38er Tial Wastegate mit 0,4 bar Feder
- Luftfilter, Ladeluftkühler, Alurohre und Silikonbögen
- 6 frische Bosch Injektoren, die eigentlich im 911 GT3 verwendet werden
- gebrauchte 5 Gang Getriebe vom 320/330d + vermeintlich passende Gelenkwelle
- komplette AGA von Friedrich Motorsport
- neue LUK-Kupplung sowie gebrauchtes ZMS, passend zum 5. Gang Dieselgetriebe; 400+ Nm gehen damit „easy“
- Zusatzanzeigen für Ladedruck, Öltemperatur & -Druck, sowie Breitbandlambda
Öl Ver- und Entsorgung für den Turbo war recht simpel zu lösen, wobei der Rücklauf in die Ölwanne bzgl. Niveau sehr grenzwertig ist – ein nötiger Kompromiss der Low-Mount Variante.
Für die Montage der Injektoren direkt die Ansaugbrücke runter, frische Dichtungen und alles, was so dran ist bezgl. Funktion geprüft und gereinigt (LLR, DISA, KGE).
Die KGE mit 2 Rückschlagventilen so umgebaut, dass die originale Arbeitsweise der KGE solange Unterdruck in der Ansaugung herrscht gegeben ist und bei positiven Druck in der Ansaugung ein möglicher positiver Druck im Kurbelgehäuse in einen Catchtank entweichen kann.
Die Montage des Getriebes am Motor war auch kein Problem. Die Montage von Motor und Getriebe als Verbund im Auto allerdings schon. Bei meiner Planerei hatte ich nicht bedacht, dass Otto-Saugmotoren bei BMW i.d.R. um 30 ° geneigt montiert sind - Turbo-Dieselmotoren aber nur um 20°.
Schöner Mist... Was nun? Die 10 Grad nur am Getriebehalter zu kompensieren, sah nicht zielführend aus. Besser: Den Motorhalter unter der Ansaugbrücke austauschen und somit den Motor etwas mehr aufrichten + angepassten Getriebehalter aus Stahl. Schaltkulisse musste in dem Zuge auch angepasst werden – war aber keine große Sache.
Nächste Baustelle: Die Gelenkwelle ist gut 15 mm zu lang - klasse. Also markieren, trennen, Innenhülse drehen und auf der Drehbank alles wieder zentriert zusammensetzen.
Weiter geht's mit der Abgasanlage. Um dem selbst gesteckten Ziel "Straßenzulassung" noch mit einem Hauch von Hoffnung gerecht zu werden, war klar, dass ein KAT möglichst dicht hinter den Turbo muss. Viel Platz war aber nicht. Daher kamen die üblichen Metallkats von HJS und co. mit min. 5" Außendurchmesser nicht in Frage.
Da zur Bestätigung des Konzepts nur ein geringer Ladedruck angestrebt war, erschien es verlockend einen der originalen BMW-Kats zu verbauen und auch für die Platzverhältnisse war es gerade so passend. Also gesagt getan. Nach dem KAT musste dann der Übergang an die FMS AGA realisiert werden. Kurzes Flexrohr, V-Bandschelle und angepasstes Y-Rohr verbaut – fertig.
Wenn schon mehr Leistung aus dem Motor gepresst werden soll, muss natürlich auch das Vernichten dieser Energie berücksichtig werden. Was machen wir also mit der Bremse?
Da auch hier galt: tauglicher als OEM, aber so günstig wie möglich, fiel die Wahl auf die VA-Bremse vom 330. Ein paar überholte VA-Sättel samt Träger fanden sich nach etwas Suche zu gutem Preis, dazu ein paar frische Bremo Max Scheiben und Pagid RSL29 Beläge. An der HA gab es frische Febi-Sättel (die alten waren zu gammelig), ebenfalls Bremo MAX Scheiben und Ferodo DS Performance Beläge. Zum Abschluss noch ein Satz Stahlflexleitungen und fertig ist die „Einstiegsbremse“.
Im Mai 2024 war dann endlich alles wieder im Auto und der Zündschlüssel konnte gedreht werden. Aber wie sollte das mit dem Motor funktionieren?
Zum Glück kann man mit dem originalen MS43 ziemlich viel anstellen und durch die sehr gute Doku auf MS4x.net war es auch gar nicht so schwer. Mit angepasster Bedatung sprang der Wagen auch direkt an. Ein paar kleineren SW-Bugfixes später lief der Motor auch wirklich ganz ordentlich.
Der Sommer wurde dann für die Abstimmung des Motors genutzt. Dabei stand jedoch vor allem das Thema korrekte Verbrennung & Lasterkennung/-regelung im Vordergrund. Zündung, Vanos und co erstmal alles ganz konservativ.
Jungfernfahrt auf der Rennstrecke war dann im Oktober im Elsass. Für den Ausflug auf die Anneau du Rhin hatte der Wagen einen Satz Schroth Gurte, ein gebrauchtes MTS Fahrwerk mit geänderten HA-Federn, einen 17“ OEM Radsatz vom E9x sowie gebrauchte aber taugliche Michelin CUP 2 sowie frisches Öl fürs Diff erhalten.
Mit max. 0,35 bar Ladedruck verbrachten wir dann einen wunderbaren Tag auf der Strecke zum Kennenlernen des Fahrzeuges. Dabei haben wir in mehreren Stints irgendwas zwischen 45 und 50 Runden abgespult. Einige Baustellen wurden identifiziert – aber nichts Problematisches.
Auf der To-Do Liste für den aktuellen Winter stehen nun:
- Bremsenkühlung! + Wechsel auf Endless RF-650 Flüssigkeit
- Größeren/anderen Ausgleichsbehälter für die Servolenkung
- Veränderung der HA-Federung + kräftigere Stabis
- Entfall Mittelschalldämpfer (Wagen ist zu leise)
- Umbau auf HFM vom M54B30 à Dann Anhebung auf 0,6-0,7 bar Ladedruck
- Wechsel der Einlass-Nockenwelle auf M54B30 & Anpassung des statisches Steuerzeiten (mehr Ventilüberschneidung darstellen)
- Ausbau Schiebedach (das Ding wiegt einfach mal 15 kg!)
- Öhlkühler für den Motor! & Wechsel auf 5W50 (Fokus thermische Stabilität)
- Umbau auf 3,07er Diff mit einfachem Sperrkörper
- Fahrzeug wiegen
Weitere wichtigen Themen wären noch ein Bügel oder Käfig sowie ein Wechsel der Sitze von den originalen Sportsitzen auf taugliche Schalen und auch ein schöner Shifter wäre nice. Alles aber Themen, die auf der langen Bank sind, da bei uns erstmal Haus und Nachwuchs ansteht.